Epilepsie LapphundEpilepsie - Teil II

Verantwortung in der Zucht

Epilepsie beim Finnischen Lapphund

 
Teil II - Verantwortung in der Zucht


Epilepsie ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Es ist wichtig, dass Hundebesitzer und Züchter über die Existenz von Epilepsie und ihre Auswirkungen informiert sind. Deshalb wollen wir uns im zweiten Teil mit dieser Krankheit und der damit verbundenen züchterischen Verantwortung befassen.

Schaut man sich die wachsende Liste der an Epilepsie erkrankten Hunde an, so wird schnell klar, dass es sich nicht mehr nur um ein paar wenige Einzelfälle handelt. Die Anzahl der als erkrankt gemeldeten Tiere liegt mit derzeit 435 Hunden nur knapp unter der Zahl der an Krebs erkrankten Hunde. Bei den meisten Lapphunden tritt der erste Anfall im Alter zwischen 2,5 und 6,5 Jahren auf. Die Hunde die an Epilepsie sterben oder wegen Epilepsie euthanasiert werden müssen, sterben durchschnittlich im Alter von von 6 - 9 Jahren. 

Noch immer gibt es Züchter die das Problem nicht erkannt haben oder gar die Erblichkeit der Epilepsie in Frage stellen. Betrachtet man jedoch das Umfeld der erkrankten Hunde und deren Ahnen etwas näher, so lässt sich in vielen Fällen ein erblicher Zusammenhang erkennen. Wie im nachfolgenden Beispiel von drei unterschiedlichen Lapphund-"Familien":

 

Tiere mit Epilepsie sind rot markiert.
 
Verfolgt man die Linien, lässt sich leicht erkennen, 
dass eine nahe Verwandtschaft zwischen den Hunden besteht.

 
Betrachtet man die Verteilung innerhalb der Rasse anhand bestehender Zahlen, so ergibt sich leider ein ähnliches Bild. Beim Finnischen Lapphund tritt der erste Anfall in der Regel im Alter von 2,5 bis 6,5 Jahren auf. Daher nehmen wir hier den Betrachtungszeitraum von 2014 bis 2017. In den Jahren 2014 bis 2017 wurden in Finnland insgesamt 4.889 Hunde geboren. Aus diesen Geburtsjahrgängen wurden bis Anfang 2023 insgesamt 58 in Finnland geborene Hunde mit Epilepsie gemeldet und veröffentlicht. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine Rate von 1,19%, was auf den ersten Blick gering erscheinen mag. Da knapp die Hälfte der gemeldeten Epilepsiefälle bisher nicht veröffentlicht wurden, dürfte die Zahl etwa doppelt so hoch liegen, also bei ca. 110 Tieren. Dies ergibt eine Quote von 2,25% erkrankter Tiere. Auch diese Zahl mag dem Laien noch gering erscheinen. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich hierbei nur um die Anzahl der erkrankten Tiere handelt und dass auch bei einer vergleichsweise geringen Anzahl von Merkmalsträgern die Anzahl der Anlageträger, d.h. der Tiere, die das Defektgen in heterozygoter Form tragen, um ein Vielfaches höher ist. 
Diese Verteilung von homozygoten und heterozygoten Genotypen in einer Population unterliegt einer gewissen Gesetzmäßigkeit, die in der Hardy-Weinberg-Regel beschrieben wird. Mit Hilfe dieser Regel kann der Anteil der heterozygoten Tiere, d. h. der Anlageträger, berechnet werden. Ausgehend von einer Rate von 2,25% erkrankter Tiere lässt sich die Anzahl der Anlageträger auf ca 25% berechnen. Das bedeutet, dass wahrscheinlich jeder vierte Hund Anlageträger ist.


Auf einigen Züchterhomepages ist zu lesen, dass in ihren Linien keine Epilepsie bekannt ist. Tatsächlich gibt es aber kaum noch Linien, in denen keine Fälle von Epilepsie aufgetreten sind. Oft wissen Züchter oder Deckrüdenbesitzer nicht, dass in ihren Linien Epilepsiefälle aufgetreten sind. Was u.a. daran liegt, dass diese Information, wenn überhaupt, erst nach Jahren bekannt wird und nicht immer die Züchter oder Deckrüdenhalter der nachfolgenden oder vorhergehenden Generationen erreicht.


Die finnischen Zuchtvereine haben das Problem der Epilepsie schon vor einigen Jahre erkannt und die Züchter und Besitzer dazu aufgefordert, erkrankte Hunde zu melden. Sowohl der finnische Lappalaiskoirat, als auch der finnische Paimensukuisen Lapinkoiran Seura veröffentlichen diese Daten in ihren Datenbanken, sofern sie von den Besitzern zur Veröffentlichung freigegeben wurden. Leider konnte bisher knapp die Hälfte der in Finnland gesammelten Daten nicht veröffentlicht werden. Bedauerlicherweise stellen weder der Deutsche Club für Nordische Hunde noch andere Vereine bisher Informationen zu erkrankten Hunden frei zur Verfügung. Da es für eine Rasse katastrophal ist, wenn Krankheiten verschwiegen oder Züchtern nicht zur Verfügung gestellt werden, kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, Informationen über auftretende Krankheiten an den Züchter, den zuständigen Zuchtverein aber auch an Stellen zu melden, über die eine verbands- und länderübergreifende Einsicht der Daten möglich ist.

Sowohl der Lappalaiskoirat als auch der Paimensukuisen Lapinkoiran Seura stellen auf ihrer Homepage ein Formular für die Meldung von Gesundheitsinformationen zur Verfügung:

⇒ Zum Meldeformular des Lappalaiskoirat  (englisch)
⇒ Zum Meldeformular des Lappalaiskoirat  (finnisch)
oder per E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

⇒ Zum Meldeformular des Paimensukuisen Lapinkoiran Seura 
oder per E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Auch der unserer Seite angeschlossene Lapphund-Info-Datenbank können entsprechende Informationen zur Veröffentlichung übermittelt werden. 

Sollte Ihr Hund an Epilepsie erkrankt sein, zögern Sie bitte nicht, dies zu melden und veröffentlichen zu lassen. Nur so können Züchter das Risiko besser einschätzen und die Rasse langfristig gesund erhalten.


Verantwortung in der Zucht:

Obwohl man auch beim Finnischen Lapphund von einer genetischen Veranlagung ausgeht, ist es leider noch nicht gelungen, einen Gentest zu entwickeln. Die Züchter müssen daher mit dem Risiko leben und entsprechend handeln. Dazu ist es aber wichtig, dass sich der Züchter des Risikos überhaupt bewusst ist und dass ihm das Risiko auch mitgeteilt wird. Dem Züchter bleibt daher nur die Möglichkeit, sich so gut wie möglich über die Krankheit zu informieren und auf Hinweise auf Krankheitsfälle im Umfeld seiner Hunde oder deren Nachkommen zu achten und entsprechende Zuchtentscheidungen zu treffen.

Um das Epilepsie-Risiko zu minimieren, sollten Züchterinnen und Züchter auch bei der Auswahl von Deckpartnern sorgfältig auf Risikokombinationen achten. Es ist daher von großer Bedeutung, dass in der Hundezucht offen und transparent mit auftretenden Erkrankungen umgegangen wird und diese Informationen den Züchtern möglichst verbands- und länderübergreifend zugänglich gemacht werden.

Es sollte für jeden Züchter selbstverständlich sein, einen an Epilepsie erkrankten Hund und eventuell bereits vorhandene Nachkommen sofort aus der Zucht zu nehmen, so wie es einige Zuchtordnungen bereits vorsehen. Aber auch der Zuchteinsatz von nahen Verwandten wie Eltern und Vollgeschwistern sollte sorgfältig überlegt oder unterlassen werden. Der Schwedischer Lapphund Klub (SLK) geht hier mit gutem Beispiel voran: Hunde mit mindestens zwei erkrankten Nachkommen, dürfen nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden. Ein Hund mit einem erkrankten Nachkommen darf nicht mit einem Hund verpaart werden, bei dessen Eltern, Nachkommen oder Vollgeschwistern Epilepsie diagnostiziert wurde. 

Darüber hinaus könnten allgemeine züchterische Maßnahmen, wie z.B. der Verzicht auf den übermäßigen Einsatz junger Rüden, dazu beitragen, die Verbreitung der Krankheit einzudämmen.

Der Finnische Lappalaiskoirat stellt die ihm zur Verfügung gestellte Daten in seiner Datenbank für jeden frei zugänglich zur Verfügung. Auch der Paimensukuisen Lapinkoiran Seura stellt seine Daten in einer Gesundheitsdatenbank zur Verfügung. Auch die Lapphund-Info Datenbank hat Informationen zu Epilepsie bei den Betroffenen Hund und deren direkte Verwandte hinterlegt (kostenfreie Registrierung erforderlich)


Epilepsie Teil I

Epilepsie beim Lapphund - Teil I


Quellen:
Jalostuksen tavoiteohjelma Suomenlapinkoira 2020–2024
terveys.lappalaiskoiragalleria.org
 

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